Der zeitgenössische Philosoph Jean François Lyotard setzt sich in seinem bereits 1979 erschienenen Buch "Das postmoderne Wissen — Ein Bericht" (1979 Editions de Minuit; 1986 Edition Passagen, Wien) mit Fragen auseinander, die auch heute wieder im Zusammenhang mit maschinellen Lehr-Lern-Systemen diskutiert werden und damit erneut zu hinterfragen sind:
(S. 148 f.:) Was wird nun aber in den höheren Ausbildungen vermittelt? Insofern es um Berufsausbildung geht und man an einem streng funktionalistischen Gesichtspunkt festhält, besteht das Wesentliche des Vermittelbaren aus einem organisierten Bestand von Kenntnissen. Die Anwendung neuer Techniken auf diesen Bestand kann eine erhebliche Auswirkung auf den Kommunikationsträger haben. Es scheint nicht unabdingbar, daß dieser eine von einem Professor mündlich vor stummen Studenten vorgetragene Vorlesung sein muß, während die Zeit für Fragen auf "Übungen" verschoben wird, die ein Assistent leitet. (Anm.: Der Autor spielt hier auf das französische Unterrichtssystem an Universitäten an.) Sofern die Kenntnisse in eine informatische Sprache übersetzbar sind und der traditionell Lehrende einem Speicher vergleichbar ist, kann die Didaktik Maschinen anvertraut werden, die klassische Speicher (Bibliotheken usw.) ebenso wie Datenbanken an intelligente Terminals anschließen, die den Studenten zur Verfügung gestellt werden.
Die Pädagogik wird darunter nicht notwendigerweise leiden, denn man wird die Studenten trotzdem etwas lehren müssen: Nicht die Inhalte, sondern den Gebrauch von Terminals, das heißt einerseits neue Sprachen, und andererseits eine raffiniertere Handhabung jenes Sprachspiels, das die Befragung darstellt: Wohin ist die Frage zu richten, das heißt welcher Speicher ist für das, was man wissen will, relevant? ...
Wie stehen wir heute dazu? Gelten Lyotards Behauptungen (noch immer, wieder, oder heute nicht mehr)? Ist das "Wesentliche des Vernittelbaren" wirklich so beschaffen, wie er behauptet?
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